Episode 25: GMP ist nicht ISO 9001 – wo sind die Gemeinsamkeiten und Unterschiede?

Aus GMP & TEA Free
Version vom 4. Juli 2022, 07:56 Uhr von GMP-Admin (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „{{DISPLAYTITLE:Episode 25: GMP ist nicht ISO 9001 – wo sind die Gemeinsamkeiten und Unterschiede?}} <html> <div id='video_container' oncontextmenu="alert('OK');return false;" onClick="console.log('Test');"> <video id="video" poster="../media/Episode25-ISO-Titelbild.png" style="max-width:100%;max-height:400px;" oncontextmenu="return false;" controlsList="nodownload" controls> <source src="../media/Episode25-Demo.mp4" type="video/mp4"> </video> </div>…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Link=

Um diese Episode vollständig anzuschauen, ist eine ist eine kostenpflichtige Lizenz notwendig. Klicken Sie hier für weitere Informationen.



Herzlich willkommen bei unserer 25. Episode GMP & TEA. Es ist ein kleines Jubiläum, und ich freue mich sehr, dass Sie auch heute mit dabei sind. Ganz besonders danke ich Ihnen, liebe Abonnentinnen und Abonnenten, dass Sie uns finanziell unterstützen.


Unser heutiger Webcast steht im Zeichen der Normen und trägt den Titel "GMP ist nicht ISO 9001 – wo sind die Gemeinsamkeiten und Unterschiede?"


Normen wie die der DIN-EN-ISO-Reihe sind keine Gesetze, daher unterscheiden sich ISO-Normen ganz grundlegend von rechtlich bindenden Gesetzen, Vorschriften und Verordnungen. Wir werden heute auf diesen Unterschied eingehen.


Immer wieder bekommen wir Fragen zum Vergleich von ISO 9001 mit GMP, und ich habe in den letzten Wochen viel recherchiert, aber kaum etwas dazu gefunden. Ich hatte erwartet, doch auf das eine oder andere aufbauen zu können. Aber leider: Fehlanzeige.


Daher kann ich Ihnen heute versprechen, dass Sie all das, was Sie heute hören, exklusive Informationen aus dem GMP-Verlag sind. Mehr zum Thema lesen Sie dann gegen Ende des Jahres im GMP-BERATER und im GMP:KnowHow Anlagenqualifizierung.


Das heutige Thema ist sicherlich besonders interessant für Lieferanten und für Verantwortliche, die Lieferanten beurteilen sollen. Für Lieferanten ist es interessant, da sie erfahren, wo die GMP-Anforderungen deutlich über das ISO-9001-Zertifikat hinausgehen.


Und für Durchführende von Lieferantenaudits und für Qualitätsverantwortliche in der Pharmaindustrie ist es wichtig, zu wissen, zu welchen Prozessen ein ISO-9001-Zertifikat keine Aussage macht.


Um es zu veranschaulichen, kann man die Unterschiede an einer Familie aufzeigen. Jede Familie ist Teil der Gesellschaft und unterliegt damit den geltenden Gesetzen. Aber viele Familien haben darüber hinaus ihren eigenen Verhaltenskodex, z. B., dass man sich begrüßt, wenn man sich morgens zum ersten Mal sieht – ein "Guten Morgen" oder ein "Gute Nacht" ist eine Verhaltensnorm, die die Gesetze nicht fordern.


Auch dass man sich für das Kochen, Waschen, Abspülen, Putzen usw. bedankt, gehört bei manchen Familien zum guten Ton; dass man sich generationenübergreifend und in der Familie hilft, ebenso. Und dadurch kann es passieren, dass sich manche Familien weiterentwickeln und glücklicher sind als andere.


Das liegt oft im Verhaltenskodex begründet. Man könnte ihn auch mit Standards vergleichen, die in der jeweiligen Familie erwartet werden.


Die ISO 9001 ist ein solcher Standard, eine solche Norm, die man erfüllen kann, aber nicht muss. Die Erfüllung eines Verhaltenskodex ist für Familien häufig ein Schlüssel zum Glück, und für Unternehmen ist die Erfüllung von Standards ein Weg zum Erfolg.


Auf diesem Weg zum Erfolg mochte ich Sie heute wieder ein Stück begleiten.

Die "International Organization for Standardization", kurz: ISO, ist eine unabhängige und internationale Nicht-Regierungsorganisation mit Sitz in Genf. 167 nationale Standardisierungsorganisationen sind Mitglied in der ISO. Auch die ISO 9001 wurde und wird von Expertinnen und Experten in technischen Ausschüssen entwickelt. Freiwillig und konsensbasiert erarbeiten sie Lösungen für globale Herausforderungen in marktrelevanten Normen.


Die Good Manufacturing Practice (GMP oder Gute Herstellungspraxis) hingegen ist in Gesetzen, Verordnungen oder Richtlinien niedergelegt. Behörden sind die wichtigsten Beteiligten bei der Entwicklung neuer Vorgaben oder Anforderungen. Die Industrie wird zwar eingebunden, aber das letzte Wort sprechen doch die Behörden.


Sie sehen jetzt schon, dass ISO-Normen und GMP-Richtlinien von sehr unterschiedlichen Gruppierungen und damit vermutlich auch aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln erarbeitet werden.


Haben Sie sich auch eine Tasse Tee oder Kaffee gemacht? Mein Name ist Thomas Peither, und ich will Ihnen heute wieder einen Impuls für Ihre GMP-Compliance geben.


Auch nach 25 Episoden freuen wir uns jedes Mal über einen Austausch mit Ihnen. Daher schreiben Sie uns einfach an:


[[1]]


Wir antworten Ihnen in jedem Fall – versprochen.


Doch nun zu unserem heutigen Thema: GMP ist nicht ISO 9001 – wo sind die Gemeinsamkeiten und Unterschiede?


Wir behandeln heute vor allem folgende Fragen:

·        Was sind die Gemeinsamkeiten von GMP und ISO 9001?

·        Wer sollte sich mit der DIN EN ISO 9001 beschäftigen?

·        Was sind die entscheidenden Unterschiede?


Die ISO-9000-Familie – und damit die ISO 9001 – beschreibt, wie die Qualität von Produkten und Dienstleistungen verbessert und die Erwartungen der Kunden konsequent erfüllt werden können. Die ISO 9001 ist somit ein Werkzeugkasten für all diejenigen, die ein Qualitätsmanagement in Unternehmen oder Organisationen etablieren oder aufrechterhalten wollen beziehungsweise müssen.


Zugleich kann die erfolgreiche Umsetzung zertifiziert werden. Wichtig ist dabei, dass es von Seiten des Gesetzes keine Verpflichtung zur Zertifizierung gibt. Auch wenn diese in verschiedenen Branchen Grundvoraussetzung ist, wenn man im Wirtschaftsleben mitspielen möchte.


Gesetze, Verordnungen oder Richtlinien hingegen sind Pflicht für jeden Arzneimittelhersteller. Der Gesetzgeber verlangt und überwacht die Einhaltung der Anforderungen und kann die Herstellungserlaubnis versagen oder zurückziehen, wenn die Vorgaben nicht angemessen umgesetzt werden.


Die nationalen Überwachungsbehörden, die in nahezu jedem Land unterschiedlich organisiert sind, inspizieren die GMP-Konformität durch regelmäßige Besuche in den Fabriken. Ein wichtiger Unterschied ist daher, dass ISO freiwillig ist und GMP verpflichtend.


Auch die Ziele von ISO 9001 und GMP unterscheiden sich: Während die ISO 9001 die Verbesserung von Produkten und Prozessen im Blick hat, fokussieren die GMPs auf die Erfüllung von Qualitätsanforderungen. Dies sehen wir auch später, wenn wir die Themen betrachten, die in ISO 9001 und GMP-Dokumenten beschrieben werden.


Im Prinzip nähert sich die ISO den Lösungen über das Management und die Verbesserung von Qualitätsprozessen mit Hilfe des Risikomanagements, während die GMPs die Produkte zunächst von Seiten der Qualitätskontrolle betrachten. Beide Regelwerke wollen Produkte mit hoher Qualität erreichen, die ISO konzentriert sich dabei mehr auf das Gesamtunternehmen und GMP auf die Erfüllung von Produktattributen.


Die GMPs haben sich in den letzten Jahren oder Jahrzehnten stark verändert und weiterentwickelt. So findet man heute auch die Themen Risikomanagement und Verbesserungsprozesse in der GMP-Welt. Das war vor 25 Jahren, als ich mich erstmals mit GMP beschäftigte, anders. Seinerzeit hatte die Qualitätskontrolle eine viel größere Bedeutung als heute.


ISO 9001 und GMP haben viel gemeinsam, wobei ich mich in dieser Episode auf die EU-GMPs konzentriere. Die Komplexität würde enorm steigen, wenn wir beispielsweise auch die US-GMPs berücksichtigen würden. Vereinfacht würde ich sagen, dass die EU-GMPs mehr Gemeinsamkeiten mit der ISO 9001 haben als die US-GMPs. Auch sehen wir uns heute nur die wichtigsten Gemeinsamkeiten an. Würden wir zu sehr ins Detail gehen, sähen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.  


Sowohl ISO 9001 als auch die EU-GMPs wollen die Produktion qualitativ hochwertiger Produkte sicherstellen.


Beide Regelwerke

·        beschreiben Prozesse, die das Ziel hoher Qualität unterstützen.

·        Beide fordern die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems,

·        die Einbindung des Top-Managements,

·        und beide haben auch Produktionseinrichtungen im Blick.

·        Hygiene, Monitoring und Kalibrierung finden wir ebenso als Forderung in beiden Regelwerken.

·        Dokumentenmanagement,

·        Änderungswesen,

·        Lieferantenaudits und

·        Produkt-Qualitätsprüfungen

sind ebenso in beiden Konzepten verankert.

·        Batchdokumentation,

·        Material-Identprüfungen,

·        Prozesse für Abweichungen & CAPA,

·        Prozess- und Produktüberwachung,

·        Selbstinspektionen und

·        Kundenreklamationen

sind weitere Gemeinsamkeiten in den beiden Regelwerken.

Wenn Sie diese Wortwolke in Ruhe wirken lassen, dann werden Sie sich nun fragen, wo die Unterschiede liegen oder ob es nicht sogar egal wäre, welches Konzept im Unternehmen verfolgt wird.

Wenden wir uns daher nun den Unterschieden zu.

Und auch hier fokussieren wir auf die EU-GMPs und lassen die US-GMPs außen vor. In der ISO 9001 gibt es keine explizite Forderung zu den Aspekten, die Sie in der eingeblendeten Wortwolke sehen. Sie können sich gerne nach dieser Episode noch ein wenig mit dieser Wortwolke beschäftigen. Die blau geschriebenen Begriffe will ich herausgreifen, um Ihnen diese noch näher zu bringen.


Vermeidung von Kreuzkontamination

Die Vermeidung von Kreuzkontamination ist in den GMPs so wichtig, dass mit der "Contamination Control Strategy" im neuen Anhang 1 des EU-GMP-Leitfadens sogar ein neuer Prozess gefordert wird.


Eine solche detaillierte Vorgabe findet man in der ISO 9001 vergebens. Denn die ISO 9001 geht davon aus, dass ein solcher Prozess etabliert werden soll, falls man zur Erkenntnis kommt, dass die Kreuzkontamination ein Risiko darstellt. Offensichtlich haben die Behörden jedoch zu häufig erlebt, dass einem der Hauptrisiken der Arzneimittelproduktion zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wurde.


Und nun definiert die Europäische Arzneimittelbehörde EMA eine Forderung, die jeder Hersteller von sterilen Arzneimitteln erfüllen muss. Hätte jeder Betrieb eigenverantwortlich eine solche "Contamination Control Strategy" oder etwas ähnliches etabliert, wäre die EMA nie auf die Idee gekommen, so etwas zu fordern.


Und so kann man sich auch die weiteren Unterschiede zwischen GMP und ISO 9001 erklären.


Validierung von speziellen Herstellprozessen

Die Prozessvalidierung wird generell in der ISO 9001 erwähnt und beschrieben. Die GMPs gehen aber darüber hinaus und fordern explizit die Validierung des Sterilisationsprozesses und wie dieser erfolgen muss.


Betrachten wir doch den Aspekt der Prozessvalidierung in der ISO 9001 etwas genauer. Dort steht unter

8.5.1 Steuerung der Produktion und der Dienstleistungserbringung:

Die Organisation muss die Produktion und die Dienstleistungserbringung unter beherrschten Bedingungen durchführen.

Falls zutreffend, müssen beherrschte Bedingungen Folgendes enthalten:

f) die Validierung und regelmäßig wiederholte Validierung der Fähigkeit, geplante Ergebnisse der Prozesse der Produktion oder Dienstleistungserbringung zu erreichen, wenn das resultierende Ergebnis nicht durch anschließende Überwachung oder Messung verifiziert werden kann; (...)


Würde das nicht genügen?


In den EU-GMPs beschäftigen sich unzählige Abschnitte mit der Prozessvalidierung, und der Anhang 15 Qualifizierung und Validierung beschreibt detailliert die Vorgaben für diesen Prozess. Es würde den Rahmen sprengen, wenn ich hier auf die Details einginge.


Ähnlich verhält es sich mit den weiteren wichtigen GMP-Prozessen, der Anlagenqualifizierung und der Methodenvalidierung.

Zu den Verpackungsanforderungen findet man zwar in der ISO 9001 nichts, aber wenn man in den nationalen und internationalen Normen nach dem Begriff "Packmittel" sucht, findet man über 500 Normen, die detaillierte Aussagen zu Packmitteln verschiedenster Arten machen.


Sucht man detaillierter, findet man auch Dutzende von Normen für die Arzneimittelherstellung, wie z. B. die ISO 15378 von 2017 mit dem Titel "Primärpackmittel für Arzneimittel – Besondere Anforderungen für die Anwendung von ISO 9001:2015 entsprechend der Guten Herstellungspraxis (GMP)". Auf 105 Seiten beschäftigten sich Experten mit der Auslegung von GMP-Anforderungen für die Primärpackmittel.


Sie wissen mittlerweile, dass die ISO nicht verpflichtend ist, aber die Industrie kann sich damit die Standards selbst schaffen, was sicherlich oft praxisorientierter wäre als die behördlichen Vorgaben.


Warum nur wartet die Industrie allzu oft auf die Behörden?


Wenn Sie darauf eine Antwort haben, können Sie mir ja gerne schreiben.


Softwarevalidierung

Es gibt aber auch Bereiche, wo die Industrie rechtzeitig reagiert hat. Bei der Softwarevalidierung ist das der Fall. Für diesen Prozess sind die regulatorischen Anforderungen sehr schlank, denn die Industrie hat zwar keine ISO-Norm etabliert, aber über die International Society of Pharmaceutical Engineers (ISPE) auf die Grundforderungen reagiert.


Der GAMP-Guide, oder besser: die GAMP-Guide Series, beschreibt unverbindliche Handlungsempfehlungen für die Good Automated Manufacturing Practice.


Dünn wird es hingegen, wenn wir darauf schauen, was in der ISO 9001 gefordert wird, aber in den GMPs nicht referenziert wird.


·        Der Zugang zu Dokumenten und Berichten – auch für Behörden – wird in den EU-GMPs nicht adressiert,

·        und ein Kundenfeedback wird bei den GMPs außer Acht gelassen.

Was würden Sie aus diesen wertfrei dargestellten Informationen schließen? Ich schließe daraus, dass eine Erfüllung von GMP-Anforderungen eine ISO-Konformität ermöglichen könnte.


Was aus dieser Auflistung und Darstellung jedoch nicht hervorgeht, ist die Qualitätskultur, die in einem Unternehmen herrscht. Denn die alleinige Auflistung und Erfüllung von Checkpunkten sagt bekanntlich noch nichts über die gelebte Qualitätskultur aus.


Da die beiden Konzepte die Welt von unterschiedlichen Ausgangspunkten her erobert haben, überschneiden sich die einzelnen Themen zwar häufig, aber man spürt doch immer den unterschiedlichen Mindset. Und gerade hier würde es uns in der GMP-Welt guttun, auf das Konzept der ISO 9001 zu blicken. Wir könnten uns dort viel abschauen. Die ISO-Welt ist geprägt vom Konzept der kontinuierlichen Verbesserung – oder auch Continuous Improvement Process – und dem Risikomanagement.


Die Verbindung eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses mit einem gelebten Risikomanagement wäre sicherlich ein Königsweg für ein lebendiges Qualitätsmanagement. Es würde allen helfen: den Patient*innen, den Mitarbeitenden und der Rentabilität der Unternehmen.


Je länger ich darüber nachdenke, umso charmanter finde ich den Gedanken, die Grundphilosophie der ISO mit der der GMP zu verbinden. Der Kern vom Kern bei der ISO ist es, dem Unternehmen Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, damit es Produkte herstellt, die die Kundenbedürfnisse und -anforderungen erfüllen. Dabei verliert die ISO nie aus den Augen, dass es dem Unternehmen gut geht, also dass die Rentabilität stimmt. Und die ISO gewährt den Unternehmen viel Spielraum für die Interpretation.


Denken Sie doch noch einmal kurz an die eingangs erwähnte Familie. Durch das bloße Einhalten allgemein geltender Gesetze ist ein reibungsloses Miteinander zweifelsohne möglich. Richtig gut geht es einer Familie aber nur, wenn zum Beispiel das nicht zwingend vorgeschriebene "Guten Morgen" oder "Dankeschön" zur Selbstverständlichkeit wird. Über die Jahre suchen wir uns aus, was zu unserem Lebensentwurf passt, entwickeln ganz nebenbei Normen, deren Einhaltung das Leben kontinuierlich verbessern.


Die GMP-Richtlinien richten das Hauptaugenmerk auf die Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit.


Ob es dem Unternehmen dabei gut geht, spielt zunächst keine Rolle, solange die Medikamente die Mindest-Qualitätsanforderungen erfüllen! Denn die Wirksamkeit und die Unbedenklichkeit sind die zentralen Kundenanforderungen von kranken Menschen.


Ich persönlich habe den Eindruck, dass sich schon vieles bewegt. In den letzten Jahren haben ISO-Methoden wie Risikomanagement und Verbesserungsprozesse in die GMPs Einzug gefunden. Leider implementieren viele Firmen diese Methoden mit einem starren und dokumentarischen Mindset der GMPs von vor 25 Jahren – Hauptsache, wir haben ein Dokument, das sich "Risikoanalyse" oder "Verbesserungsvorschlag" nennt. Aber wirklich besser wurden die Prozesse dadurch nicht.


Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, es braucht Mut, um neue Wege zu gehen. Überlegen Sie doch für sich, ob es sich nicht lohnt, sich für die Zukunft der Pharmaindustrie so richtig ins Zeug zu legen. Und wenn Sie in Ihrer Organisation auf taube Ohren stoßen, sind Sie vielleicht in der falschen Firma. Mutige Menschen werden von innovativen Firmen schon immer gesucht.


Wer muss sich mit ISO beschäftigen?

Nicht jeder Mensch, der mit GMP zu tun hat, muss die ISO 9001 kennen. Wir haben gesehen, dass die GMPs nahezu alle ISO-Aspekte beinhalten, daher sollten insbesondere die Leitungsfunktionen das ISO-Mindset kennen. Vieles ließe sich übernehmen und gewinnbringend einsetzen.


Auf Lieferantenseite sollte man sich hingegen schon intensiver mit den GMPs auseinandersetzen. Viele Lieferanten sind ISO-9001-zertifiziert, aber nur wenige kennen die wirklichen Unterschiede zwischen ISO und GMP im Detail und wiegen sich in falscher Sicherheit. Denn für Lieferanten haftet im Zweifelsfall immer noch der pharmazeutische Auftraggeber.


Doch hier sollte der ISO-Mindset greifen: Solange der Lieferant die Anforderungen der Pharmakunden – und damit die GMPs – nicht vollständig verstanden hat, kann er keine Qualitätsprodukte liefern. Daher sind auf Lieferantenseite das Qualitätsmanagement und die Geschäftsleitung gleichermaßen gefragt, den Pharmakunden besser zu verstehen.


Und vielfach müssen zusätzliche Prozesse ins Qualitätsmanagementsystem integriert werden. Denn die GMPs nicht zu erfüllen, beinhaltet ein erhebliches Geschäftsrisiko für den Lieferanten. Auch wenn GMPs für Lieferanten nur nach vertraglicher Vereinbarung verpflichtend werden.


Schade wäre es natürlich, wenn die ISO-9001-Zertifizierung auch nur als Alibi-Prozess gesehen wird und auch hier nur der Formalismus betrachtet wird. Das wäre wirklich bedauerlich.


Bei Ihnen ist das sicherlich nicht der Fall, Sie gehören bestimmt zu den Guten! Und natürlich müssen im Rahmen eines Lieferantenaudits die Auditierenden diese Differenzen kennen.

Und daraus leiten sich auch die drei abschließenden Tipps ab:

1. Wenn Sie auf der Lieferantenseite für die Pharmaindustrie stehen, dann prüfen Sie die GMP-Anforderungen Ihrer Kunden im Detail. Erfüllen Sie schon alle Anforderungen oder gibt es Lücken?


2. Sind Sie Arzneimittelhersteller, dann prüfen Sie, ob in Ihren Lieferantenaudits alle GMP-spezifischen Unterschiede zur ISO ausreichend betrachtet werden. Ein ehrliches und offenes GMP-Audit kann viele Aspekte ins Rampenlicht bringen.


3. Und schließlich: Fragen Sie Ihre Mitarbeitenden nach den letzten wirklichen Verbesserungen in den Prozessen. Und ich meine jene Prozessänderungen, die den Mitarbeitenden und den Produkten tatsächlich etwas gebracht haben. Betrachten Sie auch die Reaktionen der Mitarbeitenden. Sie werden sehr schnell erkennen, ob es eine gelebte Kultur der Qualitätsverbesserung bei Ihnen gibt oder nicht.

Ziemlich genau vor 40 Jahren, fasste William Edwards Deming, einer der Pioniere des Qualitätsmanagements, viele seiner Gedanken in dem Buch "Out of the Crisis" zusammen, dort kann man auch folgenden Satz lesen:


"Improve constantly and forever the system of production and service, to improve quality and productivity, and thus constantly decrease costs."


"Verbessern Sie ständig und für immer das Produktions- und Dienstleistungssystem, um die Qualität und Produktivität zu steigern und so die Kosten laufend zu senken."


Es sind die Systeme oder die Prozesse, um die wir uns bemühen sollten, damit den Menschen keine Fehler unterlaufen können.


Der ISO 9001 geht es genau um diese Sicht – die kontinuierliche Verbesserung von Prozessen.


Ich würde mich freuen, wenn Sie beim nächsten Mal kurz innehalten, wenn Sie einen Fehler beobachten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist der Fehler passiert, weil das System nicht gut genug ist.  Menschen wollen meist nur das Beste tun, dabei stehen ihnen leider zu oft die Systeme im Weg.


Und somit sind wir schon wieder am Ende dieser Episode angelangt. Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Monat der GMP-Compliance!


Und wenn beim nächsten Mal bei Ihnen Fehler passieren, dann analysieren Sie doch zunächst das Geschehen, also das System oder den Prozess. Beobachten Sie einfach, was passiert oder passiert ist, und suchen Sie nach wirklichen Lösungen, damit die Fehler nie mehr auftreten können.


Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und dass Sie mit dabei waren. Ich freue mich, wenn Sie das nächste Mal wieder einschalten zu GMP & TEA.